John Hatties wegweisende Metatudie „Visible Learning“ aus dem Jahr 2008 spielt seit einiger Zeit auch in der deutschsprachigen Diskussion um Schul- und Unterrichtsentwicklung eine immer wichtigere Rolle. Im Mai 2013 erscheint die übersetzte und überarbeitete deutschprachige Ausgabe der „Hattie-Studie“, die schon heute als Meilenstein der empirischen Bildungsforschung gilt.
John Hatties Buch ist als Meta-Metastudie angelegt, d.h. es fasst die Ergebnisse vieler Metastudien zu einer Fragestellung zusammen. Insgesamt hat Hattie für “Visible Learning” die Ergebnisse aus über 50.000 Einzelstudien aufgearbeitet und verschiedene Einflussfaktoren nach deren Wirkungen bzw. Effektstärke für den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern untersucht. Es greift dabei auf Daten von ca. 250 Millionen Lernenden zurück.
Die von Hattie vorgelegten empirischen Befunde sind mitunter überraschend und stehen teilweise auch im Widerspruch zur gängigen Lehrmeinung. Einige Beispiele geben einen Eindruck von der Tragweite der Untersuchung:
- Was schadet? Sitzenbleiben, Fernsehen und Sommerferien.
- Was hilft nicht und schadet nicht? Offener Unterricht, jahrgangsübergreifender Unterricht, Team Teaching.
- Was hilft ein wenig? Klassengröße, finanzielle Ausstattung, Hausaufgaben.
- Was hilft ein wenig mehr? Zusatzangebote für Leistungsstarke, kooperatives Lernen, direkte Instruktion.
- Was hilft besonders gut? Lernstrategien, Feedback, Unterrichtsqualität.
Hatties Rangliste zentraler Einflussgrößen für den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern, hat weitreichende Konsequenzen für das, was unter gutem Unterricht und einer erfolgreichen Schule verstanden werden kann. Zum einen wird ein für alle mal klargestellt, dass Lehrkräfte und das Lehren zentrale Ursachen für erfolgreiches schulisches Lernen sind. Zum anderen fordert Hattie, sich eher auf Reformen im Bereich der Unterrichtsentwicklung als im Bereich der Strukturreformen zu konzentrieren.
2012 hat Hattie ein praxisnahes Handbuch “Visible Learning für Lehrer“ vorgelegt, das die lernwirksamsten Einflussfaktoren im einzelnen bespricht und konkrete Handlungsvorschlägen für den Unterricht unterbreitet. Dieses Buch liegt zur Zeit noch nicht in der deutschen Übersetzung vor.