DIE WELT präsentiert eigenwillige Interpretation der Hattie-Studie

Nun hat auch die Tageszeitung DIE WELT in einem Beitrag von Till-R. Stoldt die Hattie-Studie für sich entdeckt. Ob sich John Hattie jedoch mit der Interpretation Stoldts einverstanden erklären würde, darf bezweifelt werden. DIE WELT fragt „Kann Politik Bildungserfolg beeinflussen?“ und versucht bezugnehmend auf Hattie die Frage zu verneinen:

Ähnliche Einsichten präsentiert das Forschungsprojekt des Neuseeländers John Hattie. Er wertete Studien aus, mit deren Hilfe er den Lernerfolg von rund 250 Millionen Schülern im englischsprachigen Raum analysierte. Hatties Ergebnis: Schulstruktur und Unterrichtstechnik, Klassengröße oder finanzielle Ausstattung der Schule sind für den Lernerfolg wenig bedeutsam. Von zentraler Bedeutung sei in erster Linie die persönliche Kompetenz des Lehrers: Autorität, Empathie, (im besten Fall) Charisma – und in zweiter Linie der Versuch, auch die Familie des Schülers zu motivieren.

Der Haken: Überzeugungskraft bei Eltern und Lehrerpersönlichkeiten lassen sich durch noch so kluge Schulpolitik nur begrenzt fördern. Was Politik gut beeinflussen kann, ist für den Lernerfolg offenbar von wenig Gewicht. Und was für Lernerfolg von großem Gewicht ist, kann Politik weniger gut beeinflussen.

Hier scheint sich das zu bewahrheiten, was Annemarie von der Groeben in ihrem sehr lesenswerten Beitrag in der Zeitschrift Pädagogik voraussah: „Die Hattie-Studie ist noch nicht in deutscher Übersetzung erschienen, wird aber offenbar schon vorab in den Rang eines »Klassikers« erhoben. Das könnte zu der bekannten Folge führen, dass jeder daraus entnimmt, was zur eigenen Position passt.“

Sie können den gesamten Beitrag vom 23.02.2013 mit dem Titel „Zum Lernen gehört auch ein Leistungswille“ auf der www.welt.de nachlesen.

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