Wie können Lehrpersonen und Schulleitungen die Erkenntnisse der Hattie-Studie in der eigenen Schule umsetzen? Wie kann nachhaltig eine lernwirksame Feedback-Kultur im Unterricht aufgebaut werden?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Institut für angewandtes Schulmanagement (IfaS) und begleitet Schulen bei der Umsetzung von Erkenntnissen der Hattie-Studie. Regine Berger vom IfaS hat zum Erscheinen der deutschen Ausgabe der Hattie-Studie „Lernen sichtbar machen“ mit John Hattie ein Interview geführt. Die „8 Fragen an John Hattie“ sind nun auf deutsch auf Youtube verfügbar und geben konkrete Hinweise aus Sicht des Autors, wie sich denn seine Erkenntnisse auch an deutschen Schulen umsetzen lassen. Hier ein kurzer Überblick, das ausführliche Interview mit John Hattie ist unter den angegebenen Links als Video anzusehen.
(1) Lernprozessbegleitendes Feedback in Klassen mit 25 bis 30 Schülern
Hatties Devise lautet hier: Voneinander lernen und erfolgreichen Beispielen folgen. „Wir sollten also nicht nach einer Zauberformel wie drastisch verkleinerten Klassen suchen – das ist übrigens eine sehr teure Option die schon mit Millionenaufwand ausprobiert wurde und die sehr wenig bewirkt hat. Stattdessen sollten wir von den erfolgreichen Lehren lernen. (…) Erfolgreichen Beispiele gibt es in Deutschland sicherlich genauso wie in anderen Ländern. Wir müssen verstehen, wie sie es machen und dann von ihnen lernen.“ (John Hattie)
(2) Lernbegleitendes Feedback landesweit einführen
Hattie ist davon überzeugt: Für Feedback ist eine Breitenwirkung wichtig. Hattie konzentriert sich bei seiner Arbeit derzeit insbesondere auf den Aspekt, wie Lehrpersonen Feedback über ihre eigene Wirkung bekommen. „Ben Levin und Michael Fullan setzen genau an dem Punkt an und sie haben mich überzeugt, wie wichtig eine Breitenwirkung ist, die über einzelne Schulen hinausgeht. (…) Im Moment konzentriere ich mich auf das Thema wie Lehrer eine Rückmeldung über ihre Wirkung auf Schüler bekommen und ich meine damit nicht einfach Testergebnisse.“ (John Hattie)
(3) Feedbackkultur im Kollegium einführen
Hattie klärt hier in Bezug auf seine Arbeit: Es geht ihm nicht um den Lehrer sondern um die Lehrer. Es geht darum, das Kollegium ins Gespräch über das Lernen der Schüler zu bringen. „Sie müssen in einen Dialog eintreten, zusammenarbeiten. Wenn Sie zum Beispiel Sport- oder Musiklehrer zusammenbringen und ein Gespräch darüber anregen wie Lernfortschritte zu erkennen sind, entsteht ein außerordentlich lebhafter fruchtbarer Austausch. Wie schaffen wir in den Schulen Zeit für solche zielgerichteten Gespräche? Denn sie sind wichtig und ändern ist eigene Bild davon, was man erreichen kann.“ (John Hattie)
(4) Eltern beim Feedback einbeziehen
Hattie findet es diesbezüglich erstaunlich, dass die Mitmachkultur noch nicht in der Schule angekommen zu sein scheint – „Wir sind heutzutage unser eigenes Reisebüro, wickeln unsere Bankgeschäfte selbst ab. Das Mitmachen wird überall groß geschrieben – außer ihnen Bildungsbereich. Wir sehen die Eltern immer noch nicht als Mitgestalter sondern als Hausaufgabenaufsicht oder als Helfer für Zusatzarbeiten. Dabei gebe es so viele Bereiche wo wir großartig mit ihnen zusammenarbeiten könnten.“ (John Hattie)
(5) Bei Unterrichtshospitationen auf die Schüler schauen
Bei Unterrichtsbesuchen kommt es lauf Hattie auf die richtige Einstellung an: den Blick auf das Lernen der Schüler und das anschließende Gespräch mit der Lehrperson darüber.
„Es ist zwar faszinierend aber der vollkommen falsche Ansatz einen Lehrer beim Unterrichten zu beobachten. Stattdessen müssen Sie hingehen und die Schüler beim lernen beobachten. Wenn sie das tun, sehen sie sehr bald, welche Lehrer eine Wirkung im Unterricht haben. So machen wir das auch: wir beobachten die Schüler. Wenn man bedenkt dass ein Lehrer 70 und 80 Prozent von dem, was im Unterricht passiert nicht mitbekommt, liefern wir damit wichtige Erkenntnisse.“ (John Hattie)
(6) Grundhaltung für „Visible Learning“
Hattie meint: erfolgreiche Lehrer unterrichten mit Leidenschaft.
„Ich wollte das in meinem Buch etwas humorvoll ausdrücken, dass einer der gemeinsame Nenner ausgerechnet die Leidenschaft ist, die man kurioserweise noch nicht messen kann. Aber das stimmt überhaupt nicht denn wir können sie sehr wohl erkennen: Lehrer die mit Leidenschaft unterrichten erkenne ich daran, dass alle ihre Schüler erfolgreich sind.“ (John Hattie)
(7) Was motiviert John Hattie persönlich?
„Es ist faszinierend das Verstehen zu erforschen, wissenschaftlich zu arbeiten und gleichzeitig Kontakt zur Praxis zu haben. (…) und wenn man merkt dass man als Autor interessierte Leser hat, ist das noch schöner.“ (John Hattie)
(8) Rolle der Schulleitung
Hattie formuliert hier seinen Standpunkt ganz klar: Erforsche nicht das Versagen, sondern den Erfolg.
„Wir brauchen im Bildungsbereich Persönlichkeiten, die mit den Lehrern zusammenarbeiten und ihnen zeigen wie sie ihre Wirkung erkennen. (…) Das ist gar nicht so selbstverständlich. Wir kommen als Prüfer, wollen kritisieren. Wir suchen nach Fehlern. Wenn man aber nach Erfolg sucht, findet man ihn auch.“ (John Hattie)
Quelle:
8 Fragen an John Hattie – Interview mit Regine Berger
(1) http://youtu.be/NqNVm_VxRXU
(2) http://youtu.be/AJdYtUUM6QQ
(3) http://youtu.be/XKDGFxPhD_s
(4) http://youtu.be/T90XbojdjK8
(5) http://youtu.be/pWIFHVNbfKo
(6) http://youtu.be/j9Nxba_uZCg
(7) http://youtu.be/DhsJeYgdTcQ
(8) http://youtu.be/1xp3IEUi2XI
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